Benutzt eigentlich jemand die E1/E2-Tastatur?

Mich würde mal interessieren, ob es hier jemanden gibt, der etwas Anspruchsvolleres als die »einfache« deutsche Tastatur benutzt. Beispielsweise Autoren, Lohnschreiber, Setzer, Typographen, Mediengestalter, … oder einfach aus Liebe zur Typographie.

2007 habe ich die Autorentastatur für Windows entwickelt, bin aber kurz danach vollständig zu Linux gewechselt.

In Linux habe jahrelang ein leicht modifiziertes Layout Deutsch (Tilde-Akzentzeichen) verwendet, zusammen mit einer ziemlich großen .XCompose-Datei.

Nun gibt es ja seit einiger Zeit die DIN-genormten E1- und E2-Layouts, extra mit größtmöglicher Kompatibilität zur deutschen Standard–Tastatur entwickelt, aber leider auch mit Rücksichtnahme auf Windows-Schwächen. Die Tastatur-Hersteller sehen diese Layouts leider als »Nischenprodukt« und bieten solche Tastaturen nicht an.

Ich war hocherfreut, nach Jahren jetzt endlich zu sehen, dass der gute Ralf Herrmann von typografie.info den Mut gehabt hat, zumindest das E1-Layout als Tastenkappen (und komplette Tastatur) anzubieten. Toll für jeden, der sich ernsthaft damit beschäftigt!


(Von Typografie.info - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=156665914)

Da wir jetzt eine genormte Lösung für Linux, Windows und MacOS haben, überlege ich, mit allen meinen Maschinen auf dieses Layout umzusteigen und es auch anderen zu empfehlen.

Hier sind meine Erkenntnisse nach ein paar Tagen aktiver Arbeit damit – was meint Ihr?

  • Aufgrund einer Windows-Schwäche muss zum Wechsel in die »Sonderzeichen-Gruppe« jedes Mal erst AltGr+F getippt werden. Das ist für mich kaum benutzbar, da es das schnelle Schreiben ausbremst.
  • Unter Linux wird keine für de_DE.UTF-8 passende Compose-Datei mitgeliefert, um die in Wikipedia gelisteten Mit Tastenkombinationen eingebbare Zeichen auch wirklich eingeben zu können. (/usr/share/X11/locale/de_DE.UTF-8/Compose existiert nicht.)
  • Auf Caps Lock liegt eine weitere AltGr-Funktion. Compose gibt es nicht.
  • Mit gefällt die hohe Kompatibilität zur deutschen Standard-Tastatur – man muss nicht umlernen, sondern erhält zusätzliche Funktionen, die man nach und nach erlernen kann.
  • Typografisch korrekter Satz ist einfach möglich.
  • Nahezu jede Sprache mit lateinischem Grundzeichensatz kann bequem und korrekt geschrieben werden, sogar mit mehrfachen Akzenten auf/unter einzelnen Zeichen.

Bevor ich jetzt anfange, für Linux eine geeignete Compose-Tabelle zu schreiben (einiges an Aufwand für eine vollständige Umsetzung), deswegen die Fragen an euch:

  • Macht dieses Tastatur-Layout Sinn für euch, oder ist es nur »nerdiger Krimskrams« oder »etwas, das eh nur ein paar Profis brauchen«?
  • Würdet ihr eher die normalen E1-/E2-Varianten bevorzugen oder meine Modifikation weiter unten zur bequemeren und schnelleren Eingabe?

Meine Modifikation:

  • Ich verzichte auf die Kleiner-/Größer-Taste links unten, benutze das E2-Layout (eigentlich für Tastaturen mit 104 Tasten statt 105) und nutze diese Taste als Level 5 Shift. Sie funktioniert dann wie die Shift-, Alt- oder AltGr-Taste: festhaten und eines der roten Zeichen drücken.
  • Ich verzichte auf AltGr auf der Caps Lock-Taste und nutze diese stattdessen als Compose. Das erlaubt die schnelle Eingabe weiterer Zeichen aus der ~/.XCompose-Datei (nutze ich sehr häufig).
  • Die Tastatur ist nun E2-kompatibel, erlaubt aber weitaus schnelleres Schreiben.

Bin mal gespannt, ob ich der einzige Wilde hier bin … :wink: :vulcan_salute:

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Bisher nicht mal was von gehört. :sweat_smile:

Das sieht super nützlich aus, wenn man sich im Kreis der Leute befindet, die es im Alltag irgendwie benötigen, und keine Hacker Genies™️ sind, die es sich einer speziellen Tastaturlayoutanwendung selbst zusammennageln können - oder wollen.

Aber das Nichenargument ist nicht von der Hand zu weisen. Für die meisten Nutzer dürfte es im Alltag Muttersprache, eine Fremdsprache und Englisch sein, und das wird selten stark gemischt, also nicht bspw. wie im Amtsdeutsch oder Journalistischen Beiträgen, wo man alles im gleichem Absatz formal korrekt ausdrücken möchte.

Das andere Problem ist natürlich, dass die meisten Mediengestalter sich eher in Mediengestalter-Foren rumtreiben, Autoren in Schriftsteller-Foren.

Zudem sicher die meisten Windows verwenden, weil sie es nicht besser wissen. Ausnahme natürlich InDesign, da sehe ich es ein.

Und dann gibt es natürlich die Generation-wie-auch-immer-sie-gerade-bezeichnet-wird, die sowieso nur ihre Handys verwenden, auf die Wortersetzung vertrauen und sowieso alles klein schreiben, dafür aber umso mehr Emojis verwenden. Nicht meine Zielgruppe. Dafür gibt’s ja zur Not Super+.:joy:

Egal wo und wann, ob Arbeit, Uni oder bei Eltern oder Freunden - ich installiere immer die E1 Tastatur, die einzig adäquate Tastatur die es je gab. Riesigen Dank an den Designer. Habe sogar eigene E1 Tastaturbelegung für andere Schreibsysteme angelegt, die dieselbe Sonderzeichen-Belegung haben. Kann ich nur empfehlen!
E2 & T1,T2 Varianten sind ich nicht so gut / bzw. nicht praktisch für andere Sprachen.

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Um ehrlich zu sein, habe ich bisher von diesen Tastaturen nie etwas gehört … :thinking:

Macht ja nix :slight_smile: Aber es gibt eben ein paar Wilde, die unbedingt ordentlichen Satz erzeugen wollen/müssen und vor allem alle “komischen” Buchstaben anderer Sprachen korrekt eingeben. Oder Handbücher setzen und z.B. Sachen wie Spielkartensymbole, Würfelaugen, Mahjong-Steine, Schachfiguren oder andere Sonderzeichen brauchen.

Und das alles am besten ohne Google-Suche und Kopieren der korrekten Unicode-Zeichen oder Eingabe der Codes mittels Shift+Ctrl+U+Hexcode… :wink:

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Ich finde gut, dass es solche Tastaturen gibt. Selbst brauche ich diese aber nicht. :slight_smile:

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